Zunftmarkt 2015 in Bad Wimpfen! 

 

 

Am Wochenende 29. und 30. August 2015 

ist es wieder so weit: Zunftmarkt in der Kaiserpfalz.

 

Am Samstag, den 29. startet um 11.45 Uhr am Löwenbrunnen der festliche Einzug mit den mittelalterlich gewandeten Marktherrn von Wimpfen mit Gefolge, der am Blauen Turm zur Markteröffnung endet. Am Sonntag wiederholt sich um 10.45 Uhr das Spektakel. Um 14 Uhr beginnt am Rathaus eine Führung "es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen"; auf den Spuren des alten Handwerks. Zunftmarktgelände ist die gesamte Stauferpfalzanlage.

Vom Blauen Turm bis zum Roten Turm zeigen über 70 Handwerker und Händler ihr Handwerk und ihre Arbeiten. Für Speis' und Trank sorgen auf dem Markt Wimpfener Vereine. Ausserdem bieten die Gaststätten in der Alt- stadt während des Zunftmarktes "guote spise und trank".

Speziellere Auskünfte durch den:

Zunftmarkt Bad Wimpfen e.V.

Burgviertel 4; 74206 Bad Wimpfen

www.zunftmarkt.de

 

 

 

 

 

Wer aber gar nicht weiß, wo Bad Wimpfen liegt und was eine Kaiserpfalz oder ein Zunftmarkt sei, dem helfen wir jetzt ein wenig auf die Sprünge:

  

Die Kaiserpfalz Bad Wimpfen

 

Eine Kaiserpfalz war im Mittelalter eine Burg, die dem reisenden Kaiser als Regierungssitz diente. In Abwesenheit des Herrschers stand der Pfalz ein Pfalzgraf vor, der auch die Pfalzgrafschaft verwaltete, die umgebenden Ländereien für den Unterhalt der Pfalz.

Die Wimpfener Kaiserpfalz wurde 1182 von Kaiser Friedrich I Barbarossa gegründet und gilt als die größte Pfalz nördlich der Alpen. Schon von weitem ist ihre Silhouette hoch über dem Neckar zu sehen; mit dem Roten Turm, den Pfalzarkaden des ehemaligen Palas, der Pfalzkapelle (innen befindet sich heute ein kirchenhistorisches Museum), dem Steinhaus und dem Blauen Turm. Er ist das Wahrzeichen der Stadt und kann auf die wohl längste durchgehende Türmertradition zurückblicken.

 

Der Rote Turm ist der östliche Bergfried der Pfalz und war als letzte Zufluchtsstätte des Burgherrn besonders aufwendig eingerichtet; mit einem romanischen Kamin und einer Abortanlage. Heute ist das Museum "Staufischer Wehrturm" darin untergebracht.

 

 

 

 

 

"Gauklereien" zu Füßen des roten Turmes.

 

Das sind die Arkaden des "Palas", gleich neben der Pfalzkapelle. Früher befand sich hier der große Saal der Kaiserpfalz. Die unterschiedlich gestalteten Säulen gelten als eines der schönsten Beispiele der romanischen Baukunst.

 

 

Diese Übersicht über die Pfalz findet man neben  dem Eingang der Pfalzkapelle. In der befindet sich heute das Kirchenhistorische Museum.

Das"Bollwerk" wurde erst später, im 16. Jahrhundert, erbaut und liegt im Süd- westen der Pfalz. 

 

Da das mittelalterliche Reich keine Hauptstadt kannte, mussten die Kaiser von Pfalz zu Pfalz ziehen, um präsent zu sein und Recht zu sprechen. Wimpfen war also auch immer wieder Hofstadt, in der sich jene höfische Lebensformen entfalteten, die noch heute unsere Phantasie beflügelt: Das hohe Mittelalter mit seinem Rittertum, mit Minnesang und Falkenjagd.

Damals war der Großteil der Menschen als Unterschicht einer kleinen Oberschicht unterworfen. Sie waren arm und das Überleben musste immer wieder erkäumpft werden; allein die Kälte der Winter war eine Herausforderung. Als Kaiserpfalz zog aber mit einer solchen Oberschicht auch mehr Wohlstand ein. In der Folge entwickelten sich zahlreiche Berufe und das Handwerk blühte auf.

 

 

 

Buch-Beschläge waren ein Phänomen des Mittelalters und dienten als leicht erhabene Auflageflächen dem Schutz des empfindlichen Einbandmaterials. Meist waren sie aus Messing oder Eisen, für besondere "Prunkhandschriften" wurden aber auch silberne oder vergoldete Exemplare hergestellt

 

 

 

Märkte waren damals besondere Ereignisse, die aus den Alltagen heraus ragten. Märkte, auf denen Handwerker und Händler ihre Waren und Dienstleistungen anboten. Zunftmärkte gab es keine. Wohl aber gab es Zünfte. 

Der Begriff Zunft ist abgeleitet von dem Ausdruck "sich ziemen"; er kommt aus dem Mittelhochdeutschen (einer Sprache, die von circa 1150 bis 1350 gesprochen wurde) und bedeutete "einer Regel entsprechend". Während dieser Zeit entstanden in ganz Europa Zusammenschlüsse von Handwerkern  -  die "Zünfte". In ihnen wurde das gesellschaftliche und das wirtschaftliche Leben klar geregelt.

 

Die Handwerker bildeten eine geschlossene Kaste; sie lebten in ihren eigenen Gassen und hatten Zunftvorschriften, deren Einhaltung streng überwacht wurde.  Die Zugehörigkeit zu einer Zunft wurde von Generation zu Generation vererbt. In der Regel war eine bestimmte Ausbildung für Lehrlinge und Gesellen vorgeschrieben. Es gab Zunfthäuser, in denen man sich traf um die Zunftordnungen, wie Betriebsgrößen, den Rohstoffbezug und die Arbeitszeit zu regeln. Die Zünfte halfen aber auch ihren Gesellen und deren Familien, wenn jemand krank wurde oder starb.

 

Im Mittelalter konnte keineswegs jeder ein Handwerk ausüben! Als Voraussetzung für den Beruf musste man aus einer mittelständisch-wohlhabenden Familie stammen und ein eheliches Kind sein. Schon damals konnte man drei Stufen einer Ausbildung durchlaufen: Lehrjunge, Geselle und Meister. Man lernte bei einem Meister. Dieser stellte Verpflegung und Unterkunft. Im Spätmittelalter war es üblich, dass Handwerker nach ihrer Gesellenprüfung etwa sechs Jahre auf Wanderschaft gingen. Die sogenannte Walz, Tippelei oder auch die Wanderjahre waren Voraussetzung für den Meistertitel und sollte dazu dienen Erfahrungen zu sammeln. Hierzu zählte das Erlernen von neuen Arbeitsweisen, das Kennenlernen von anderen Regionen und Orten, aber auch der Erwerb von Lebenserfahrung.  Ab dem 14.Jahrhundert wurden die Zünfte immer mächtiger. Sie hatten großen politischen Einfluss und bestimmten das Leben in den Städten maßgeblich.

Die besten Standorte  für einen Handwerker lagen natürlich im Zentrum eines Marktes - dem "Markplatz". Diese gehörten den besten oder auch einflußreichsten Handwerkern. Weniger bekannte oder einflußreiche Zunft- mitglieder mussten mit Plätzen der 2. Reihe - an den Randgebieten des Markplatzes - vorlieb nehmen.

Die regelmäßig stattfindenen Märkte waren für die Menschen willkommene Abwechslung und kurze Unterbrechung eines nicht leichten Alltags.

Es wurde gegessen, viel getrunken und ausgelassen gefeiert, mit Gesang, Tanz und Spaß mit Gauklern.

zuogetreten biderbeliute - der grōz havenmarket ist hiute!

(vorsichtig übersetzt: nähergetreten, ehrbare Leute  -  der große "Topf (Gefäß)" Markt ist heute.)

 

 

Der aktuelle Zunftmarkt schwelgt in Erinnerung an diese Zeit. Zunftmarkt-Bilder stammen vom Zunftmarkt 2014.

Jede Zunft hatte ein Erkennungszeichen für alle Handwerker, die in dieser Zunft arbeiteten, das sogenannte "Zunftzeichen".

Hier ist das Handwerk des Drechslers zu bestaunen - wie man auch am Zunftzeichen erkennen kann.

 

 

 

 

Ein Bild, das nur in der neueren Zeit entstehen konnte: Männer an Webstühlen gab es im Mittelalter nicht und für Frauen bestand nur eine Möglichkeit ein Handwerk innerhalb einer Zunft zu erlernen: Sie waren für das Herstellen von Textilien verantwortlich, arbeiteten in sogenannten Frauenarbeitshäusern, Werkstuben oder in gedeckten Schuppen und Webkellern. Das war die einzige "Frauenzunft" und ausschließlich ihnen vorbehalten.

Falke und Falknerin kommen von der Burg Guttenberg, auf der regelmäßig Greifvogelschauen stattfinden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und irgendwann endet jedes Fest mit einem Abgang und der Freude auf ein nächstes Mal.

 

 

 

 

 

 

 
Petra Müller - Fotografieren mit Gefühl 0