Unscharfe Bilder? Ein paar Tipps
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Ist ein Foto unscharf aufgenommen, ändert auch nachträgliches Schärfen über ein Bildbearbeitungsprogramm nichts daran. Das ist besonders ärgerlich, wenn es eine ansonsten gelungene Aufnahme ist! Umso wichtiger, beim Fotografieren das Motiv wirklich scharf aufs Bild zu bekommen.

Hier ein paar Tipps:

 

 

 

1. Richtig Fokusieren

 

Das ist natürlich der primäre Punkt. Hier ist darauf zu achten, dass der Autofokus auf das Motiv scharf stellt, und nicht auf etwas dahinter oder davor. Der Fokuspunkt muss auf dem Motiv liegen! Bei offener Blende und Nahaufnahmen ist ein exaktes Fokusieren besonders wichtig. Dafür bietet sich die Kamera-Einstellung „Punktfokus“ an.

 

Sollte bei einer Nahaufnahme trotz korrektem Fokuspunkt das Motiv unscharf abgebildet werden, liegt das oft daran, dass der Mindestabstand zum Motiv nicht eingehalten wurde. Wird der unterschritten, weil man zu nah ran geht, ist es der Kamera nicht möglich auf das Gewünschte scharf zu stellen. 

Welches der Mindestabstand ist, ist von Objektiv zu Objektiv unterschiedlich. Lest in der Beschreibung nach oder schaut vorn aufs Objektiv - da wird das angegeben. 

 

 

 

2. Auf die Tiefenschärfe achten

 

Diese hängt einmal von der gewählten Blende ab.

Eine kleinere Blendenöffnung (größere Blendenzahl) = größere Tiefenschärfe.

Lies dazu auch hier: Die Blende -Teil-1- Grundlagen

 

Ebenso hat die Brennweite des Objektives Einfluß darauf, wie groß der Bereich ist, der scharf abgebildet wird.

Bei gleicher Blendenöffnung ist der Schärfebereich beim Teleobjektiv gering, beim Weitwinkel weit größer.

Je kürzer die Brennweite desto größer ist der Tiefenschärfebereich.

 

Wichtig ist hierbei auch die Perspektive. Fotografiere ich auf Augenhöhe in den Raum hinein habe ich wesentlich mehr Abstandsebenen als wenn ich frontal auf etwas drauf fotografiere.

Gut zu erkennen ist das bei einer Nahaufnahme.

 

 

 Draufsicht  

                      hier eine Draufsicht                                            und hier die Perspektive "Augenhöhe"

 

 

 

 

3. Sich bewegende Motive / Verschlußzeit

 

Bewegt sich das Motiv, kann eine sogenannte "Bewegungsunschärfe" entstehen. Das kann als Stilmittel gewollt sein laughing, ist es aber oft nicht. Die Verschlußzeit ist es, über die man diese Art Unschärfe regeln kann. Aber auch bei absolut unbeweglichen Häusern kann das Bild verwackelt aussehen. In diesem Fall liegt das an der eigenen Bewegung des Fotografen. Prinzipiell als Anhaltspunkt kann man sagen: bis zu einer Verschlußzeit von 1/30 ist es noch möglich, aus der Hand ohne Stativ zu fotografieren - ohne zu verwackeln. Bei längeren Verschlußzeiten - 1/20 oder länger - wird es schwieriger bis irgendwann unmöglich.

 

Bewegt sich jedoch das Motiv, ist eine noch kürzere Verschlußzeit nötig. Je schneller die Bewegung, desto kürzer muss die Verschlußzeit sein.

 

 

Und dann gibt es da noch ...

 

 

 

 

4. Die Beugungsunschärfe

 

Dieser Aspekt ist nicht ganz so bekannt wie die vorherigen. Darum gehe ich hier detailierter darauf ein.

 

Bei hoher Blendenzahl (sehr geschlossener Blende) kommt es zur sogenannten Beugungsunschärfe.

Dies ist ein optischer Effekt, der dafür sorgt, dass das Bild ab einem bestimmten Punkt unschärfer wird, je weiter die Blende geschlossen wird.

Hierbei wird das komplette Foto unschärfer – also auch die Mitte, nicht nur die Bildränder. Allerdings tritt der Effekt nach außen hin stärker auf.

Das Ausmaß ist von Objektiv zu Objektiv unterschiedlich. Je hochwertiger die Qualität, desto weniger ausgeprägt ist der Effekt. Dennoch: Beugungsunschärfe gibt es wirklich bei allen Objektiven!

 

Darum: Die Blende nicht zu weit schließen. Als Anhaltspunkt kann gelten: Nicht mit Blende 22 und mehr fotografieren.  

 

 

Wie kommt es zur Beugungsunschärfe?

 

Es heißt, dass ein Objektiv etwas abgeblendet werden muss, damit die optimale Schärfe herausgeholt werden kann.

So liefert ein 50mm F1.8 Objektiv beispielsweise mehr Schärfe bei Blende 2.8 oder Blende 4, als bei offener 1.8er Blende.

 

Warum ist das so?

 

Die Gläser/Linsen der Objektive haben fertigungsbedingt nahezu immer in der Mitte eine bessere Qualität als an den Rändern. Wird mit voll geöffneter Blende fotografiert, wird aber annähernd das komplette Glas genutzt.

 

bild2

 

Wird die Blende nun etwas geschlossen, so fallen die Lichtstrahlen nicht mehr durch die äußeren Ränder, sondern mehr durch die Mitte der Objektivgläser.

Man schneidet hierbei sozusagen den „schlechteren“ Teil weg und nutzt durch die nun geschlossenere Blende den qualitativ besten Teil der Linsen/Gläser.

 

Nun könnte man meinen, dies bedeute im Umkehrschluß: Möchten wir ein Foto mit einer maximalen Tiefenschärfe machen, also eines, bei dem alles scharf ist - beispielsweise eine Landschaftsaufnahme – schließen wir die Blende so weit als möglich, um so die maximale Bildqualität zu erreichen. (Also Blendenzahl 16, 22 oder noch höher.)

Doch dieser Umkehrschluß stimmt so nicht - und hier kommt nun die Beugungsunschärfe zum Tragen. Je weiter man die Blende schließt, umso kleiner ist das Loch, durch das die Lichtstrahlen zum Sensor fallen.       

Bei weit göffneter Blende haben die Lichtstrahlen noch viel Platz. An den Kanten der Blende werden die Lichtstrahlen jedoch gebeugt. Daher kommt eben auch der Name Beugungsunschärfe.

 

 

 

 

Durch die Beugung tritt Unschärfe auf, weil das Licht auf dem Sensor nicht mehr als Punkt ankommt, sondern ab der Blende als Kegel verläuft und damit als Fläche am Sensor auftrifft.

 

Je weiter die Blende geschlossen wird, desto kleiner wird das Loch und umso mehr Lichtstrahlen werden gebeugt. Bei kleinster Blende bedeutet das: Alle Lichtstrahlen, die auf den Sensor fallen, werden gebeugt und somit ist das komplette Bild (leicht) unscharf.

 

 

 

 

 

 

Die Beugungsunschärfe tritt erst ab einer bestimmten Blende auf, die abhängig von Sensorgröße und Anzahl der Megapixel ist. Es spielt also auch eine Rolle, ob man eine APS-C oder Vollformat Kamera hat.

 

Sie ist immer dann ein Thema, wenn man eine möglichst große Tiefenschärfe im Bild haben will. In erster Linie also bei der Makro-Fotografie, Landschaftsaufnahmen und auch bei Architektur-Fotos. Aber auch bei langen Belichtungzeiten, so man Bewegungsunschärfe im Bild haben möchte (Aufnahmen mit dem Stativ).

 

 

Was bedeutet das nun praktisch?

 

Wollt ihr genau wissen, wie das mit der Beugungsunschärfe bei eurem Objektiv / den Objektiven ist, so hilft nur, dies selbst auszuprobieren. Dafür gibt es den sogenannten "Backsteinwandtest".

 

Stellt euch vor eine Backsteinwand (oder etwas in der Art). Wichtig ist hier einfach, dass die Wand keine Kurven macht, alles auf einer Ebene liegt und sie Linien / Muster hat, anhand derer man die Schärfe kontrollieren kann. Die gewählte Perspektive ist: frontale Draufsicht.

 

  1. Der gewählte Wandausschnitt sollte möglichst gerade/plan sein.
  2. Fotografiert mit Stativ und Selbstauslöser (damit immer derselbe Ausschnitt garantiert und ein Verwackeln ausgeschlossen ist)
  3. ISO 100 (um Bildrauschen zu vermeiden)
  4. Zeitautomatik – Blendenvorwahl

Unterschiedliche Brennweiten ausprobieren und mit jeder einzelnen Blendenstufe jeweils ein Bild machen.

Da wars auch schon.

 

Habt ihr keine Lust aufs Selbst-Testen, dann achtet auf folgende Grundregel:

Schließt eure Blende nicht soweit es das Objektiv erlaubt. Haltet euch im Bereich bis Blende 11 auf, vermeidet auf jeden Fall Blende 22 und höher.

 

Schreibt mir doch in den Kommentaren eure Erfahrungen dazu. Oder auch vom Ergebnis eures Backsteinwandtests. 

 

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